In der Regel plane ich ja meine Präsenz-Seminare immer mit Mind Maps, aber manche Auftraggeber wünschen auch einen Trainerleitfaden. Von daher habe ich auch da eine Form für Präsenz-Seminare entwickelt, die ich dann bei Bedarf ausfülle.
Bei Live-Online-Seminaren finde ich solche klassischen Trainerleitfäden in Tabellenform sehr hilfreich. Vor allem, wenn man nicht schon jahrelange Rouine hat und Themen, die man noch nicht oft durchgeführt hat. Später reicht dann auch ein einfaches Mind Map, um den Überblick zu behalten.
Denn sie zwingen dazu, sehr genau zu planen, welche Folien man wann einsetzt mit welchem Ziel, welche Trainerintervention dabei erfolgt, welche Tools eingesetzt werden, welche Teilnehmeraktivitäten dabei stattfinden usw.
Bei der Online-Trainer-Ausbildung piesacke ich die Teilnehmer daher am Anfang immer ein bisschen, dass sie schrittweise einen eigenen Trainerleitfaden entwickeln. Bevor ich ihnen meine Variante zeige.
Denn so lernen sie 10 mal mehr, als wenn sie einfach eine fertige Variante übernehmen. Gerade wenn sie noch neu im Online-Geschäft sind, ist es ausgesprochen lehrreich, wenn sie erst einmal selbst überlegen: Welche Spalten sind sinnvoll mit welchen Überschriften? Was fällt weg aus Präsenzseminar-Trainerleitfäden, was kommt hinzu?
Schritte zum eigenen Trainerleitfaden
Es sind verschiedene Vorarbeiten denkbar, mit denen man sich an solch ein Raster für einen Trainerleitfaden entwickelt. Hier zwei Beispiele.
- Trainerleitfaden aus einem Präsenz-Seminar als Grundlage
Sie nehmen einen Trainlerleitfaden aus einem Ihrer Präsenz-Seminare zur Hand und schauen sich die Spalten und Überschriften an.
Welche sind auch in einem Live-Online-Seminar sinnvoll und welche fallen weg? Welche neuen könnten hinzukommen?
Sie überlegen also sozusagen am grünen Tisch, was durchaus eine sinnvolle Vorarbeit sein kann.
Später können Sie dann in der Praxis überprüfen, was davon hilfreich ist und was vielleicht noch fehlt.
- Trainerleitfaden nach einem erlebten Live-Online-Seminar erstellen
In meiner Online-Trainer-Ausbildung führe ich die Teilnehmer schrittweise dorthin.
Nach unserem ersten gemeinsamen Live-Online-Seminar bekommen sie anschließend die Aufgabe, erst einmal kunterbunt alles zu notieren, was sie noch davon in Erinnerung haben. Und dabei ruhig Stichworte aus allen Ebenen unsortiert zu notieren: Themen, Inhalte, Methoden, Tools etc.
Am nächsten Tag sollen sie dann zu diesem schon erlebten Live-Online-Seminar und mit ihrer Stoffsammlung einen Trainerleitfaden erstellen.
Hier sträuben sich manche, weil sie den Sinn wohl erst einmal nicht einsehen.
Meine Idee dahinter: wenn sie es versuchen, stellen sie sehr schnell fest, wieviel in solch einem Live-Online-Seminar drinsteckt an Vorüberlegungen, an didaktischem Aufbau, an Methodenwechsel und Interaktion etc.
Es wird deutlich, dass es nicht reicht, eine Power Point Präsentation aus dem bisherigen Präsenzseminar zu nehmen und diese durchzunudeln. In einem guten Live-Online-Seminar passiert sehr viel mehr und auch die Folien sind abwechslungsreich gestaltet. Wenig Text, viele Fotos, aber auch handgeschriebene oder handgezeichnete Folien zur visuellen Abwechslung.
Erst am dritten Tag stelle ich dann meinen eigenen Trainerleitfaden von diesem Live-Online-Seminar vor und sie können vergleichen, welche Punkte ich vielleicht noch zusätzlich habe. Oder ich bekomme Anregungen von Teilnehmern, die noch einen Oberegriff eingeführt haben, auf den ich noch nicht gekommen bin. Auch das kann passieren.
Denn in einem Online-Seminar lernen wir ständig alle voneinander. Auch durch die Fragen und die unterschiedlichen Herangehensweisen. Denn wie immer im Leben gibt es selten nur einen richtigen Weg.
Frage an Sie
Welche Spalten und Überschriften gehören Ihrer Meinung nach in einen Trainerleitfaden für ein Live-Online-Seminar?
Danach können Sie sich ja mein Beispiel anschauen.Beispiel_Trainerleitfaden_Live-Online-Seminar
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Liebe Zamyat,
ich habe meine Webinarplanung ursprünglich aus der Seminarplanung heraus entwickelt. Mittlerweile habe ich meinen Plan etwas mehr angepasst, aber im Grunde gehe ich immer noch genauso vor, und mache mir immer noch ebenso viel Arbeit, wie bei der Planung eines Kurzworkshops. Das ist für mich immer der zeitliche Vergleich. Darüber habe ich ja auch schon öfter mal geschrieben.
Mein Plan ist eine Word-Tabelle. Oben drüber steht der Webinartitel, darunter kommen Lernziele, danach folgen organisatorische Informationen, wie z.B. Teilnehmeranzahl (Inhouse), Materialien zur Vorabkommunikation, Termine etc.
Die Tabelle enthält dann die folgen den Spalten:
– Zeit
– Webinarphase, weil ich mir analog meines AL-Aufbaus die Phasen entwickelt habe
– Inhalte – in Stichworten, bei neuen Themen notiere ich hier sogar Schlüsselsätze
– Hinweise zur Teilnehmeraktivierung – Sollen die Teilnehmer an dieser Stelle im Chat, auf dem Whiteboard etc. aktiv werden, sonstige Aktivierungen
– Materialien – Hier notiere ich mir, ob und welche Folien ich für das Thema brauche, Materialien, die ich mir bereitlege, etc. Ich machemir ja immer erst diesen Ablaufplan, danach erstelle ich die Präsentation. Viele machen das ja leider umgekehrt. 🙁 –> Folienschlacht
Damit komme ich ganz gut klar. Wenn ich schwerpunktmäßig in Adobe Connect arbeiten würde, dann würde ich mir noch eine Spalte machen für Layouts, und eine zum ankreuzen, welche Pods ich wo und wann verwende, damit ich den Überblick behalte.
Liebe Grüße
Sandra
P.S. Mir gefällt es hier auf deiner neuen Seite. 🙂
Danke für deine ausführlichen Einblick. Dann haben wir ja offensichtlich ähnliche Spalten-Überschriften.
Es freut mich, dass dir meine neue Webseite gefällt :-).
Liebe Grüße
Zamyat
Hallo Zamyat,
ich gehe da ganz anders an die Sache ran:
1. überlege ich mir ganz genau, was denn das Ziel meines Webinars ist. Sollen die Teilnehmer mich nur kennen- und schätzen lernen oder sollen sie nach dem Webinar gleich etwas an ihren Konzepten verbessern? Oder möchte ich sie für ein Folgeprodukt begeistern? Für mich ist ein klar definiertes Ziel ein MUSS für ein erfolgreiches Webinar.
2. Das Erste, was ich für mein Webinar konzipiere, ist der Höhepunkt. Da ist genau das vorher festgelegte Ziel erreicht. Es laufen alle Fäden zusammen und alles, was ich vorher gemacht habe, ergibt nun ein „rundes“ Gesamtbild. Das kann ein zusammenfassendes Übersichtsmodell sein oder DER zentrale Denkanstoß für die Zeit nach dem Webinar. Oder es ist einfach nur die Präsentation eines Folgeproduktes.
3. Dann mache ich ein kleines Experiment: Ich stelle mir vor, ich würde den Höhepunkt sofort zu Beginn des Webinars machen. Würde das funktionieren? Natürlich nicht! (Denn sonst wäre mein Webinar ja sinnlos 🙂 Ich schreibe mir alle Hindernisse auf, an denen meine Zuhörer scheitern würden. Was würden Sie noch nicht verstehen? Worin würden sie noch keinen Sinn sehen? Oder: Was würde sie daran hindern, mein Folgeangebot anzunehmen. All diese Hindernisse schreibe ich mir genau auf. Dabei ist es besonders wichtig, immer noch realistisch zu bleiben.
4. Jetzt brauche ich die Webinarzeit nur noch dafür nutzen, um all diese Hindernisse zu beheben. Wenn ich das schaffe, funktioniert der Höhepunkt und das Webinarziel ist garantiert erreicht. Ich gebe den Teilnehmern die nötigen Informationen, damit Sie meiner zentralen Schlussfolgerung folgen können. Ich erzähle motivierende Beispiele oder mache kleine Experimente, die eingefahrene Glaubenssätze aufbrechen. Und sogar die meisten Einwände gegen ein Folgeangebot kann man mit den richtigen Infos entkräften, bevor sie überhaupt genannt werden.
5. Als Nächstes kommt der Abschluss des Webinars. Wie und in welcher Stimmung möchte ich meine Teilnehmer wieder in die Praxis entlassen? Was ist mein Schlussappell? Wie kann ich den Transfer noch verstärken?
6. Der letzte und wichtigste Teil ist die Eröffnung. Wie die Ouvertüre einer Oper muss hier alles vorbereitet werden, was wir später brauchen. Wie das Vorwort einers Buches erst geschrieben werden kann, wenn das Buch schon fertig ist, kann auch die Eröffnung des Webinars erst geplant werden, wenn das Webinar schon fertig ist.
7. Und erst ganz am Schluss zeichne ich alle Folien, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mir viele Folien erspare, wenn zuerst die Struktur klar ist.
Die oben beschriebene Methode heißt übrigens „KernDesign“ 🙂
liebe Grüße
Michael
Hallo Michael,
Danke für deine ausführliche Beschreibung – das ist toll, so genau schauen zu können, wie andere das machen.
Nur deinem ersten Satz muss ich widersprechen :-), „ich gehe da ganz anders an die Sache ran“.
Du gehst nicht unbedingt anders ran, sondern du schreibst über was ganz anderes, nämlich, wie du ein Webinar (oder Seminar) konzipierst und welche Gedanken du dir dazu machst.
Im Beitrag oben ging es nur darum, wie sieht ganz konkret ein Trainerleitfaden für ein Webinar aus, welche Spalten und Überschriften gibt es da (im Unterschied zu einem Trainerleitfaden in einem Präsenzseminar oder einem Online-Seminar im Forum).
Es geht also hier rein darum, WIE schreibe ich es für mich als Orientierung auf?
Die eigentliche Konzeption und Planung, wie du sie beschreibst, mache ich natürlich vorher – wenn auch sicher mit etwas anderen Überlegungen und Schwerpunkten als du. Nach 36 Jahren habe ich da so meine Erfahrungen und Routinen- und wie du weißt, mache ich so etwas am liebsten und schnellsten mit Mind Maps.
Das mit den Hindernissen finde ich eine sehr spannende Herangehensweise.
Und natürlich ist es notwendig, sich als allererstes das Ziel klar zu machen.
Da ich (im Moment) keine Werbe- und Info-Webinare mache (mir fehlt die Zeit dazu), sondern immer nur Webinare mit inhaltlichen Themen im Rahmen meiner Schulungen und Online-Trainer-Ausbildung, ist das Ziel ziemlich klar. Ich will mich nicht vermarkten, ich will sie auch von nix überzeugen, sondern sie lernen schrittweise, wie man Online-Seminare macht und lernen verschiedene Methoden kennen und vor allem selbst alles auszuprobieren und zu üben.
Herzliche Grüße
Zamyat