Dies ist eine tolle Methode, wie du dich selbst und deine Teilnehmer motivieren kannst für die Zusammenarbeit mit schwierigen Kollegen, Mitarbeitern, Teilnehmern oder Schülern.
Präsenz-Variante
Auf dem Boden liegen die Karten in einem Kreis angeordnet und die Teilnehmer nehmen sich die Karten entsprechend der Aufgabenstellung.
Online-Variante
Du kannst eine Liste mit den Begriffen vorher an deine Seminar-Teilnehmer schicken oder sie im Chat hochladen. Dann gibst du die Aufgabenstellung und sie lesen die Listen flott durch und wählen 6 Begriffe auf und notieren sich diese.
Oder – das ist etwas sportlich – du erklärst die Aufgabenstellung und wenn jeder sich einen Menschen ausgesucht hat, auf den er sich mit der Methode beziehen will, zeigst du in Zeitlupe per Bildschirmübertragung all die Begriffe. Und jeder notiert sich spontan 6 Begriffe auf ein Blatt Papier.
Die Karten für Präsenz und die Listen für Online kannst du dir hier herunterladen: Karten.
Aufgabenstellung
- Die Teilnehmer sollen an ihren schwierigsten Mitarbeiter/ Schüler/ Kollegen oder Teilnehmer denken. Anschließend sollen sie sich zu diesem Menschen 6 Karten auswählen, von jeder Art zwei, also zwei Adjektive, zwei Substantive und zwei Verben.
Wenn sie dann aufstehen und sich die Karten auf dem Boden anschauen, kam in Präsenz-Seminaren oft ein fast entsetztes Stöhnen: „Das sind ja nur positive Begriffe!“
Ja, genau!
Vielleicht müsst ihr ein wenig Hilfestellung geben und ein Beispiel nennen.
Von einem Schüler, der ständig Blödsinn macht und dauernd zu spät kommt mit den abenteuerlichsten Begründungen.
Und dazu wählt ihr dann die Karte „kreativ“ und sagt dann: M. ist kreativ (ohne zu sagen: im Erfinden von Ausreden) und er ist lebendig (ohne zu sagen: er springt über Tisch und Bänke) usw.
- Reihum erzählt jetzt jeder Teilnehmer von seiner Person anhand der Karten, die er dabei so vor sich hält, dass die anderen sie sehen können. Er darf nur positiv formulieren! Ohne Einschränkungen hinterher zu schieben und seine negativen Gedanken dazu zu erwähnen.
Um es so richtig deutlich zu machen, schreibe ich die negativen oder einschränkenden Gedanken kursiv dazu, damit du die Methode besser verstehst.
Beispiel:
M. ist kreativ (ohne zu sagen: im Erfinden von Entschuldigungen), kontaktfreudig (ohne zu sagen: er schwätzt dauernd im Unterricht mit seinen Nachbarn), er kann gestalten (ohne zu sagen: er kritzelt Cartoons in sein Heft, statt zuzuhören) und sich freuen (ohne zu sagen: boah, der lacht immer so laut), er liebt Abenteuer (ohne zu sagen: mal eben das Auto vom Vater „ausleihen“ und ne wilde Fahrt wagen) und Sport (ohne zu sagen: außer Fußball interessiert ihn nix).
Weiterarbeit
Zuallererst würde ich die Teilnehmer fragen, wie es ihnen bei der Übung ging und wie sie diese erlebt haben. Dabei kommt vielleicht schon einiges von dem zur Sprache, was ich weiter unten unter „Trainer-Hinweis“ geschrieben habe. Und es ist natürlich viel wirkungsvoller, wenn sie selbst diese Schlüsse ziehen.
Aber auch wenn nicht, so ist das eine wichtige Phase zu reflektieren: Was löst das in mir aus, wenn ich über einen Menschen, den ich grässlich finde, nur positives sagen darf? Wie geht es mir dabei? Welche querschießenden Gedanken kommen mir dabei? usw.
Trainer-Hinweis
Nach diesen Runden, kannst du folgende oder ähnliche Hinweis geben:
„Seht das als Chance! Das ist der Angelhaken, mit dem ihr diesen Menschen zum Lernen/ Arbeiten bringen könnt. Und mit dem ihr für euch selbst vielleicht auch eine andere Sichtweise kreieren könnt, die euch eine Zusammenarbeit leichter macht.
Wir reden hier über das, was hinter den negativen Verhaltensweisen steckt, das Potenzial. Damit arbeiten wir. Ihr habt klasse Teilnehmer, Schüler, Kollegen, Mitarbeiter.
Warum lernen Kinder laufen? Weil niemand es bezweifelt, dass sie es lernen werden.
Wenn ihr diese Potenziale, die eure gewählten Karten ausdrücken, in den Menschen seht, dann könnt ihr damit beginnen.“
Hallo Zamyat,
vielen Dank für diese Methode- so schön strukturiert.
Ich nutze im Coaching mit Führungskräften oft die Variante: Tu so, als wäre der/die nett oder konzentrier Dich im Umgang mit ihm/ihr auf eine positive Eigenschaft (Tolle Schuhe- guter Geschmack!), dann verändert sich Deine Haltung und etwas kommt in Gang.
Aber das hier als Gruppenmethode- wie gesagt: DANKE! <3
Liebe Silke,
vielen Dank! Das ist auch eine sehr schöne Variante!
Im Grund ist es ja ganz einfach, nur die Perspektive wechseln, aber mitten im Geschehen fällt das oft schwer. Aber in einer Fortbildung kann man sich das so auch mal anschauen.
Das ist ein toller Ansatz, liebe Zamyat. Erinnert mich, wieder mal, ans Impro-Theater. Da gibt es natürlich auch weniger beliebte Kolleg*innen, die einem auf der Bühne ins Wort fallen oder (vermeintlich) die Szene kaputtmachen. Das Mantra beim Impro ist „du bist mein perfekter Spielpartner, ich will von dir lernen“. Das finde ich auch im Umgang mit „schwierigen“ Menschen im Arbeitskontext eine gute Herangehensweise.
Klasse, das ist ja eine doppelte Herausforderung. Das aus dem Stand in der Situation umzuswitchen. Sozusagen „Impro-Reframing“ für Fortgeschrittene :-).