Zum Jahresanfang passt ja ein Rückblick ganz prima, aber dies ist ein Rückblick auf 16 Jahre…
Welche Entwicklung von Online-Seminaren habe ich seit meinen 16 Jahren als Online-Trainerin erlebt?
Ich habe hier mal einen Überblick zusammengestellt und bin selbst sehr verblüfft, wie viel sich da getan hat, was sich alles entwickelt hat und in immer rasanterem Tempo dazu kommt und sich weiterentwickelt.
Vielen sind die zarten asynchronen Anfänge vielleicht gar nicht bewusst, daher habe ich die Entwicklung hier für dich zusammengefasst. Auf unterhaltsame Weise, denn vieles wird dir sicher total altmodisch vorkommen, wie wir damals losgelegt haben…
1. Teilnehmerin in einem Forum (asynchron)
Meine allererste Erfahrung machte ich als Teilnehmerin in einem Seminar mit Heide Liebmann zum Thema „Nasenfaktor“, also zum Thema Marketing und Positionierung. Das fand in einem Forum statt, also ausschließlich schriftlich und asynchron. Wir bekamen dort Texte und Aufgaben, bearbeiteten diese, stellten unsere Ausarbeitungen und Fragen ins Forum und Heide beantwortete sie.
Außerdem tauschten wir uns auch untereinander aus – und das war gleich für mich das Knaller-Erlebnis: Es entstanden wirklich intensive Kontakte, zum Teil auf Jahre hinaus!
2. Trainerin in einem Forum (asynchron)
Ich war so begeistert von diesem Seminar, dass ich mich sofort auch da als Trainerin bewarb und sofort loslegte mit meinem 1. Seminar: “Kreative Seminarmethoden“. Damals noch für Präsenztrainer.
Neben den reinen Texten und Skripts konnte man auf dieser damaligen Plattform der Workshopwelt beispielsweise auch jeden Tag ein Bild mit einem Spruch auf die Startseite stellen, einen kurzen Überblick usw. Also spielte und bastelte ich da mit Freuden rum.
Bis sie dann leider geschlossen wurde.
3. Ein eigenes Forum entwickeln lassen
So ließ ich mir ein eigenes Forum programmieren, das nach einem Jahr Arbeit und viel Geld alles so hatte, wie ich es mir optimal wünschte. Eine schöne Startseite mit einem täglichen „Randstimulus“; Bild und Spruch, tolle Möglichkeiten, Bilder, Filme und Smileys einzubinden, sogar noch einen zusätzlichen Chat (den wir aber eigentlich nicht brauchten) usw.
Doch leider ging dann dieser Mensch, der es mir gebaut hatte, in Festanstellung und ich hatte niemanden, der das regelmäßig warten, updaten und mich supporten konnte. Ehe es dann ganz in die Knie ging, schaute ich mich nach schon bestehenden LMS (Lern-Management-Systemen) um, bei denen ich sicher sein konnte, dass sie auch in 10 Jahren noch existieren und ich immer jemanden finde, der sich damit auskennt und den Support leisten kann.
So kam ich dann zu Moodle, wo ich seitdem meine OAZE – Online-Akademie betreibe.
4. Dann kam Live dazu
Damit wir in den zarten Anfägen nicht nur schriftlich kommunzierten, kamen wir dann auf ganz mutige Ideen.
Telefonkonferenzen (Telkos)
Großartig, so hörten wir auch mal unsere Stimmen und Fragen konnten direkt geklärt weden.
Skype
Yeah, und dann konnte man mehrere Menschen zu einer Gruppe bei Skype einladen und da live miteinander sprechen. Klappte nicht immer, war aber mal ein Anfang. So konnte ich sogar von der Türkei aus mit anderen in der Gruppe sprechen, war das aufregend!
5. Webinare ohne Webcam
Und dann kam die Revolution, es gab Webinare. Meine ersten Webinare (und gleich ne Trainer-Ausbildung) gab ich bei Adobe Connect, in einer damals schon veralteten Fassung.
Es war allerdings bei dieser Akademie nicht erwünscht und üblich, die Webcam der Teilnehmer einzuschalten und wir Trainerinnen zeigten uns nur zu Beginn per Webcam (vielleicht als Beweis, dass es wirklich live war?) und ansonsten nur ein nettes Foto von uns. Die Teilnehmer sollten sich ja auf die Folien und die Inhalte konzentrieren. Weia!!
Ich muss gestehen, ich schrieb damals sogar noch Artikel, pro und kontra Webcam. Das ist mir heute richtig peinlich. Aber ich lerne eben auch immer dazu.
6. Webinar mit Webcam
Irgendwann begannen dann doch ganz Mutige, auch die Webcam einzuschalten. Ich muss gestehen, anfangs war das für mich auch sehr gewöhnungsbedürftig und musste mir bewusstmachen, dass ich die ganze Zeit zu sehen bin und nicht mal entspannt in der Nase bohren kann. (Nein, das tu ich natürlich nicht!!)
7. Live-Online-Seminare
Und ich lernte den Unterschied: Webinare sind meist Verkaufsveranstaltungen oder Infoveranstaltungen, wo jemand eine Stunde lang PowerPoint-Folien abliest und die Teilnehmer nur mal am Ende Fragen im Chat stellen können.
Während wir Live-Online-Seminare machen, eben richtige Seminare, wie früher in Präsenz, wo wir ständig im Austausch sind und mit vielen unterschiedlichen Methoden die Teilnehmer aktiv beteiligt sind.
8. Gruppenräume
Noch mal einen qualitativen Sprung machten die Online-Seminare durch die Gruppenräume, die immer mehr Webinar-Plattformen anboten. Allen voran Zoom. Da waren ja noch mal ganz andere Dinge möglich, noch mehr Austausch und Interaktion und die Qualität der Seminare konnte dadurch noch einmal enorm erhöht werden. (Wenn man sie richtig nutzt).
9. Viele eränzende Tools
Parallel schossen und schießen immer mehr neue Tools aus dem Boden, die zum Teil eine schöne Ergänzung sind, die man in sein Live-Online-Seminar einbauen kann oder eben stattdessen nutzt.
Ich möchte hier nur einige nennen, die wirklich Dinge können, die eben Zoom oder andere nicht können, die somit wirklich eine Ergänzung darstellen. Denn ansonsten sehe ich auch keinen Sinn darin, während eines Live-Online-Seminars noch andere Tools hinzuzuziehen oder den Raum zu wechseln. Das gibt nur zusätzliche Unruhe und kostet Einarbeitungs-Zeit, sollte daher also einen wirklichen Sinn machen.
Miro –ist ein riesiges Whiteboard, auf dem ich ganz andere Möglichkeiten habe und viele Gruppenübungen und auch Spiele machen kann, die in Zoom etc. nicht möglich sind. Und die den Präsenz-Varianten sehr nahekommen.
Beispiel: Gruppen Mind Map oder Memory. (Hier ein Blogbeitrag mit Beispiel der Methode Memory)
Wonderme – hier können Teilnehmer quasi von einem Tisch zum anderen schlendern, es ist ein sehr offenes Tool für BarCamp und ähnliche Formate super.
Mentimeter – das nutzen viele für Umfragen, Wortwolken oder andere kleine Dinge zwischendurch, dazu brauchen die Teilnehmer ein Handy, wo sie parallel zum Webinar drauf antworten.
Es geht auch mit einem PC und einem Code.
Padlet oder Conceptboard – hier kann ich auch eine Menge machen, was über ein Zoom-Whiteboard hinausgeht oder auch dort Teilnehmer weiterarbeiten oder sich austauschen lassen, wenn das Live-Seminar zu Ende ist.
Da ich parallel ja immer auf meiner OAZE – Online-Akademie (Moodle) arbeite, brauche ich das eigentlich nicht.
Tricat-Spaces – Dann gibt es noch 3-D Räume, wie ich es mal bei Tri-Cat erlebt habe. Sehr beeindruckend, noch mal ein völlig anderes Erleben. Auch wenn ich erst immer vor die Wand gelaufen bin J, weil es nicht so einfach war, meinen Avatar zu dirigieren. Ist aber schon ein paar Jahre her und hat sich seitdem sicher weiterentwickelt.
Zusammefassung
Du siehst, die Entwicklung ist total spannend.
Von rein schriftlicher Kommunikation, über sprechende, aber unsichtbare, schließlich sichtbare und zuletzt noch in Gruppenräumen hat sich schon eine Menge getan.
Frage an dich
Seit wann bist du online dabei? Welche Plattform und welche Tools nutzt du am liebsten?
Gibt es etwas, das du vermisst? Wir können ja noch neue Entwicklungen anregen ;-).
Meine liebe Zamyat,
gerne möchte ich Deine Frage beantworten, es ist aber gar nicht so einfach zu beantworten, wann ich gestartet habe.
War das 2010, wo ich zusammen mit einem Schweizer Kollegen ein Webinar gemacht habe auf einer Plattform, der Name und Betreiber ich leider vergessen habe?
Skype habe ich damals auch schon genutzt, ich glaube aber auch schon früher, wegen meiner Tätigkeit als Microsoft Certified Trainer.
Sämtliche Stationen und Werkzeuge (Foren, Telkos, etc.) habe ich auch genutzt (so wohl als Teilnehmer wie auch als Trainer)
Haben wir beide uns nicht um diese Zeit auch bei einer Gruppe kennen gelernt (in der auch Heide mit dabei war), die ebenfalls eine Forum zum Austausch nutzte?
Irgendwann kamen dann Teams, Zoom, WebEx, und wie sie alle heißen dazu.
Immer als unterstützende Werkzeuge für 1:1 Coaching oder eben Online-Trainings mit mehreren.
„Richtig“ online bin ich dann seit März 2020, damit meine ich, dass ich seit diesem Tag ausschließlich online arbeite und nicht nur ein zwei Stunden oder Halbtags, sondern wochenweise von 8:30 bis 16:30.
Seitdem arbeite ich auch intensiv mit Moodle, welches ich auch schon vorher kennengelernt hatte.
Wo die Reise hin geht?
Aktuell baue ich an einer Online-Prüfungsvorbereitung für Fachinformatiker, die über mehrere Wochen gehen wird und in der Moodle und Zoom zum Einsatz kommen werden. Und hier nach den Prinzipien des asynchronen Lernens/Lehrens bzw. mit dem Konzept des Flipped Classroom.
Wie habe ich mal in einem Vortrag für Lehrer, zum Thema Azubi 4.0, vor einigen Jahren gesagt?
„Die Digitalisierung ist da, die geht nicht mehr weg.“
Das sehe ich bei den Online-Seminare genau so.
Auf spannende weitere Jahre.
LG
Mario
Ganz lieben Dank für die Einblicke in deine Entwicklung.
Ich überlege auch, aus welchem Online-Seminar wir uns kennen. Vielleicht auch bei Gitte Härter?
Auf jeden Fall sind wir schon ganz schön lange online unterwegs.
Nee, das war doch diese Online-Marketing-Sache mit Mike Leekies und Heide Liebmann und noch zwei anderen, auf deren Namen ich gerade nicht komme…
Erinnerst Du Dich noch?
Mindestens 10 Jahre her – Onlinespiele per Twitter 🙂 und eine Menge Spaß.
Vor mehr als 10 Jahren begann ich mit ganz unterschiedlichen Online Trainer Ausbildungen – eine davon war bei Dir.
Meine Video Welt begann 2018 mit dem KameraSpiel von Ludwig Linnekogel.
Für die schöne Gestaltung des Papiers war Sandra Dirks mein YouTubeKanal:
Dieser Rückblick bringt mir ein breites Grinsen ins Gesicht.
Es bedurfte der Pandemie, dass ich richtig durchstarten durfte.
Ach Gott, ja die Spiele über Twitter hatte ich komplett vergessen! Na, das war immerhin ne kreative Idee :-). Und ja, bei Ludwig habe ich ja auch zwei oder drei Mal das Kamera-Spiel mitgemacht. Jedes Mal nehme ich mir danach vor, auch mehr mit dem Handy aufzunehmen, aber ich finde es immer noch entweder hässlicher oder eben aufwendiger, daher mache ich die meisten Videos am PC mit der Webcam. Und bei Sandra habe ich die ersten Online-Seminare noch zu Flipchart-Zeichnen gemacht, haha. Jetzt steht das Flipchart in der Ecke.
Ich weiß, das manche auch Flipcharts in die Online-Seminare einbauen, das hat mich bislang aber nicht gereizt und überzeugt…
joo, wir sind schon ganz schön weit gekommen 🙂