Ich hatte allein einen etwas ungewöhnlichen Silvestertag und war duchweg gut gelaunt. Was mir im Nachhinein besonders gut gefiel: ich hatte einfach mal alles auf den Kopf gestellt 🤸♀️ und andersherum gemacht als normalerweise. Und das Ganze auch noch völlig ungeplant! (Das ist ja für mich eine besondere Leistung, mal nicht zu planen!!)
Ich bin spät aufgestanden, hatte ein entsprechend spätes Frühstück und bin dann erst mal eine Runde durch die Natur, da sich gerade ein seltener Sonnenstrahl zeigte. Normalerweise ist vormittags „heilige Arbeitszeit“ und da einfach Spazieren gehen? Tztztztz, naja, aber Silvester!! Den hatte ich ja eigentlich auch als freien Tag mit mir ausgemacht, also „durfte“ ich es!
Dann habe ich wie verrückt meine Wohnung aufgeräumt und geputzt, nicht gerade meine Lieblingstätigkeit, aber das fand ich dann schon sehr passend am Jahresende.
Ja, und dann wollte ich „mal eben“ eine neue Kommode aufbauen, die ich mir für das Bad bestellt hatte als Ersatz für ein altes Wackel-Regal. Mir war völlig klar, dass das mit dem „mal eben“ wohl nur ein frommer Wunsch war. Seit Jahren hatte ich mich nicht mehr an Möbel bauen herangewagt, daher war der Akku vom Akkubohrer natürlich erst mal leer. Also mit der Hand geschraubt…
Kurz und gut: ich habe geschlagene 4 Stunden im Badezimmer auf dem Boden, auf einem Höckerchen und sonst wie gekrümmt verbracht und geschraubt, gebohrt und gemacht – bis zur ersten Tür. Dann war es 21 Uhr, mir tat jeder Knochen und vor allem mein armer Rücken weh und mir war klar: wenn ich das neue Jahr nicht schraubend und ächzend starten will, dann muss ich jetzt mal Schluss machen. Auch wenn der Kommode noch eine Tür und die Schublade fehlte.
Dann bin ich erst einmal unter die Dusche! Auch das eine völlige Verkehrung meiner Gewohnheiten, denn ich dusche normalerweise morgens nach dem Aufstehen. (Dazu habe ich bei Twitter mal einen endlosen Tweet gelesen, wo sich Leute für Morgen- und Abend-Duschen aussprachen, hochinteressant 😉).
Und um 22 Uhr habe ich dann gekocht. Ach ja, das hatte ich noch gar nicht erwähnt. Ich hatte seit dem Frühstück den ganzen Tag nichts gegessen und auch keinen Hunger. Das fällt auch völlig aus meinen normalen Gewohnheiten 😁.
Dann gemütlich gesgessen und mich mit alkoholfreiem Sekt vergnügt (ich mag nämlich keinen Sekt, aber den alkoholfreien finde ich lecker ☺️).
Und dann, tätäää, bin ich um 23:30 Uhr ins Bett, mit Tagebuch und Krimi – und schreibend ins neue Jahr gegangen. Irgendwie hatte ich keine Lust vor die Tür zu gehen und mit den Nachbarn anzustoßen, und dann habe ich mich nach kurzem inneren Ruck (darf ich das jetzt?) nach oben verzogen.
Ja, und warum schreibe ich das alles?
Ich habe an diesem Beispiel sehr anschaulich erlebt, wie oft wir in bestimmten Glaubenssätzen oder inneren Regeln oder Anschauungen gefangen sind.
Doofe Regeln oder Glaubenssätze
☝️ Unbedingt musste ich doch im alten Jahr die Kommode fertigbekommen! Man kann doch nicht mit halbfertigen Dingen das Jahr beenden?!
☝️ Geduscht wird morgens, nicht abends!
☝️ Mittagessen macht man nicht um 22 Uhr!
☝️ Du musst mit den Nachbarn feiern und rausgehen, auch wenn du keine Lust hast!
Ja, wer sagt das denn alles?
Bei der Arbeit gibt es auch etliche Projekte, die 2021 nicht abgeschlossen sind, in denen ich mittendrin bin, die ich vorbereite für März oder August 2022. Das ist normal und völlig in Ordnung.
Woher kommen dann also solche inneren Antreiber?
Zum Glück war ich Silvester wohl eher in der inneren Trotzhaltung, so wie ein Spielkind: „Doch, ich mache das jetzt so!“ Phh! Und konnte somit eine völlig neue Erfahrung machen und neue Seiten in mir entdecken.
Ich habe es als positives Zeichen gesehen, dass ich immer noch Gewohnheiten über Bord werfen kann, Neues spielerisch ausprobieren kann und immer mehr lerne (immer noch), das zu tun, was mir richtig erscheint oder guttut.
Super Voraussetzung für Kreativität
Gewohnheiten über Bord werden und Neues ausprobieren!! Das erinnert mich wieder an mein Mut-Muskel-Training vor einigen Jahren, wo es genau darum Tag ging. Jeden Tag etwas Neues ausprobieren, was zum Teil auch Mut erfordert oder alteingeschliffene Gewohnheiten durcheinanderwirbelt.
Vielleicht schaffe ich es ja dieses Jahr, diese zauberhafte Challenge noch einmal anzubieten.
Daher meine Anregung für dich
👁 Wo hast du innere Sätze und Regeln, die du eigentlich doof findest? Die dich daran hindern, das zu tun, was du gerne tun würdest – oder auch zu lassen, wozu du keine Lust hast.
(Kleiner Zusatz-Tipp: Schau auch, ob irgendjemand einen Schade davon hat? In der Regel ist das nämlich gar nicht der Fall und damit dürfte das Thema vom Tisch sein – oder? Denn ansonsten hast du den Schaden, wenn du nicht tust, was dir guttut).
👁 Wo wäre es gut, mal Gewohnheiten über Bord zu werfen und einfach mal etwas auf andere Art ausprobieren? Du kannst dann ja jederzeit wieder umkehren, wenn es nichts bringt.
👁Welche inneren Sätze, erhobenen Zeigefinger, doofe Kindheits-Familienrituale fallen dir ein, die dich noch immer begleiten?
Weg damit! Zeigefinger einklappen und loshüpfen 💃!
🟠 Auf zu neuen Taten, neuen Erfahrungen und Erlaubnissen – nicht nur zum Jahresbeginn!
Schöner Artikel liebe Zamyat! Danke.
Und schöne Kommode 🙂
Haha, Danke!
liebe Zamyat, ich lese Deine Newsletter gerne und mit Schmunzeln. Die Badezimmerkommodengeschichte finde ich besonders nett, weil ich mir seit längerem erlaube, abzuweichen vom Gewohnten – meine Interpretation dazu ist allerdings: ich werde alt. Ich schaffe es einfach auch nicht mehr, 8-12 Stunden konzentriert zu vorgegebenen Arbeitszeiten aktiv zu sein. Und das Kreative sind die kleinen Fluchten! Es soll ja keiner merken, dass ich alt werde!
mit einem herzlichen Schmunzeln
Liebe Daniela,
das freut mich sehr, dass ich dich zum Schmunzeln bringe, das ist auch meine Absicht.
Und alt? Ich bin gerade 72 geworden, oja, und ich finde die „kreativen Fluchten“ absolut wichtig und bereichernd. Und keine Ausflüchte, weil ich alt werde ;-). Sondern ein ganz wichtiges Werkzeug, um geistig fit zu bleiben und den Kopf wieder frei zu bekommen. Mein kleines Atelier mit meinem neuesten Hobby „Junk Journale“ hat mir schon über manche Winterdepression oder andere Widrigkeiten geholfen, weil es wunderbar „ablenkt“ und wie gesagt, den Kopf frei macht.
So wie ich auch morgens Yoga mache oder wandere.
Ich würde das an deiner Stelle umbewerten, nicht als Kaschieren eines Mangels sehen. Ich sehe das vielmehr als eine weise Erkenntnis, dass solche Dinge wichtig sind, um viel kreativer und produktiver arbeiten zu können.‘
Und ja, auch ich entwickele so langsam einen anderen Rhythmus (nach alle den Feiertagen bin ich völlig rausgekommen) und sitze auch nicht mehr jeden Morgen eisern um 8 Uhr am Schreibtisch, weil ich mir Zeit lasse für ein gemütliches Frühstück und lesen und vorher eben Yoga etc.
Gelassen statt getrieben, das ist doch ein riesiger Fortschritt! :-). Und unterm Strich bin ich gerade im Moment höchst produktiv, schreibe mal eben 4 Beiträge runter wie nix, eben WEIL ich mir solche Entspannungsmomente mehr gönne.
Also, genieße es!
Liebe Zamyat,
das klingt gut, Du bist einfach deinem Bedürfnis gefolgt und hast Dir einen schönen Tag gemacht – wunderbar! Wir sollten uns immer solch schöne Tage machen! Oft ist man viel schneller, wenn man mit positiver grundstimmung und Schwung an die Arbeit geht und manche Ideen überfallen einen beim Spazierengehen – ganz ohne Schreibtisch. Ja, warum muss man unbedingt in einer geputzten Wohnung leben (jetzt und sofort)?
Ich finde vor allem: Es darf sich leicht anfühlen und wir haben immer die wahl zwischen mehreren Möglichkeiten, wie wir die Dinge erledigen, wenn wir es uns nur erlauben, unseren Horizont zu erweitern.
Es lohnt sich auf alle Fälle, alte Glaubenssätze oder liebe Gewohnheiten auf den Kopf zu stellen. Das Gehirn darf sich gerne immer wieder neu vernetzen ; )
Ich wünsche Dir und allen Newsletter-Freunden ein spannendes, gutes neues Jahr!
Liebe Grüße – Susanne Apitzsch