Bei meinen Online-Trainer-Ausbildungen macht es mir besonders Spaß, wenn wir da gemeinsam neue Methoden entwickeln.
Aktuell habe ich gerade mit einer Teilnehmerin im Forum an der Methode „Karten stellen“ getüftelt und bin selbst mal wieder entzückt, wie viele neue Varianten da entstanden sind, wie man die Methode auch online einsetzen kann.
Zuerst stelle ich die Methode vor, wie man sie in Präsenzseminaren einsetzen kann und dann die Online-Varianten.
Karten stellen im Präsenz-Seminar
Zur Methode
Diese Methode erscheint sehr simpel, ist aber (nicht nur für kinästhetische Lerner) eine sehr wirkungsvolle und nützliche Methode, um sich Reihenfolgen von Arbeitsschritten oder Abläufen zu merken. Vor allem hilft sie den Teilnehmern auch bei komplizierten Sachverhalten, diese zu verstehen und sich einzuprägen.
Sie erfordert nicht viel Aufwand und Vorbereitung für den Trainer (Karten sind in 5 Minuten beschriftet – mit lesbarer Moderationsschrift!!) und lockert das Seminar etwas auf.
Vor allem kommen hier auch wieder die Kinästheten zum Zuge, einfach, weil sie einmal aufstehen dürfen.
Material
Beschriftete Moderationskarten
Vorbereitung
Karten beschriften
Verlauf
Begriffe oder Arbeitsabläufe sind auf Karten geschrieben. Diese werden gemischt und an die Teilnehmer verteilt. Die Aufgabe ist es nun, sich in der richtigen Reihenfolge aufzustellen. Dazu sollen sie die Karten für die anderen sichtbar vor sich halten.
Die Teilnehmer diskutieren meist heftig miteinander und so wird gemeinsam der Stoff noch einmal wiederholt.
Wenn alle in der (vermuteten) richtigen Reihenfolge stehen, liest jeder der Reihe nach noch einmal seine Karte vor. Danach die Frage: Ist das richtig?
Bemerkung
Je nach Thema und Gruppengröße bekommen nicht alle Teilnehmer eine Karte. Dann bitte ich die Teilnehmer ohne Karten, sich das Ganze kommentarlos von außen anzuschauen.
Wenn die Karten- Gruppe schließlich fertig aufgestellt ist und vorgelesen hat, dürfen die anderen ihren Kommentar abgeben. Zum einen, ob es richtig ist, aber auch, was sie beim Prozess des Stellens beobachtet haben.
Manchmal übernehmen beispielsweise einzelne Teilnehmer das Kommando, manche bleiben eher passiv. Auf bestimmte Diskussionsteile kann man auch noch einmal eingehen.
Variante
Du kannst uch etwas kompliziertere Varianten wählen, bei denen die Teilnehmer noch zusätzliche Informationen liefern müssen.
Beispiel
Es geht um das Vorgehen zur Identifizierung des Kundenbedarfs:
1. Auffordern- Ermittlung des Bedarfsprofils
2. Verdichten- Spezifizieren des Kundenbedarfs durch offene Fragen
3. Konkretisieren- Fixieren des Kundenbedarfs durch Alternativfragen
4. Bestätigen- Einholen des Verständnisses durch Kontrollfragen
Hier muss immer die Erläuterung neben dem Begriff stehen.
Erschweren kann man das noch, indem du noch vier weitere Karten ziehen lässt, auf denen nur „Beispiel“ steht.
Dann müssen diese Teilnehmer sich neben eine der Punkte stellen und ein konkretes Beispiel nennen.
Lerntypen
V – Karten lesen
A – miteinander diskutieren über die richtige Reihenfolge
K – stehen und herumgehen
Titel | Karten stellen |
Ziel | Reihenfolgen und Abläufe wiederholen |
Zeitbedarf | 5-10 Minuten |
Anzahl der Teilnehmer | ab 6 |
Sozialform | stehen |
Material | beschriftete Karten |
Trainerdokumente | Traineranleitung Foto |
Online-Varianten
Dies kam als erste Idee einer Teilnehmerin:
- Die Karten werden als Textfelder auf einer Folie dargestellt. Die Teilnehmer vergeben gemeinsam Nummern von 1 bis xxx.
- Die Begriffe werden auf dem Whiteboard dargestellt und können in der passenden Reihenfolge verschoben werden (evtl. reagiert der Trainer auf Anweisung der Teilnehmer).
So habe ich die Idee aufgegriffen und beim Schreiben dann Varianten überlegt:
Die Grundidee ist super, nur so schlecht zu realisieren. Du kannst bei edudip nur im Webinar geschriebene Textfelder verschieben, das heißt, du kannst das nicht vorher auf der Folie vorbereiten.
Alternativen:
1. Direkt vor dem Webinar
Du kommst 10 Minuten vor den Teilnehmern in den Webinar-Raum, öffnest ein Whiteboard oder hast eine Folie vorbereitet, und schreibst dann dort die Kärtchen. Du lässt den Webinar-Raum dann ja offen, so dass die Kärtchen dableiben und später von den Teilnehmern verschoben werden können.
2. Per Power-Point und Bildschirmübertragung
Du bereitest das auf einer Power-Point vor (da kann man ja Elemente hin und her schieben), machst dann Bildschirmübertragung auf deine Power Point und die Teilnehmer geben dir die Anweisungen, wie du sie schieben sollst.
3. Mit Nummern und Chat
Du hast die Kärtchen mit Nummern oder Buchstaben auf der Folie, die Teilnehmer schreiben jeder in den Chat die Nummern oder Buchstaben in der Reihenfolge, die sie für richtig erachten.
Sie schicken es entweder privat an dich, so dass nur du das lesen kannst –
oder alle gleichzeitig ab auf dein Kommando.
Danach kannst du es dann erläutern und ggf. kommentieren.
Unterschied zur Präsenz-Methoden
Natürlich sind die Methoden online meist anders als in Präsenz-Seminaren. Hier fehlt vor allem das kinästhetische Element, dass die Teilnehmer mal aufstehen können.
Wobei, während ich das schreibe, kommt mir noch eine 4. Variante in den Sinn 😃.
4. Aufstehen und rufen
Alle Teilnehmer sind freigeschaltet und über Webcam sichtbar.
Auf der 1. Folie sind nur Rückseiten von Karten zu sehen mit Buchstaben. A B C usw.
Jeder Teilnehmer wählt einen Buchstaben aus, indem er daneben seinen Namen oder Anfangsbuchstaben schreibt.
Er merkt sich die Zahl und dann wird die 2. Folie gezeigt.
Dort sind die beschrifteten Karten mit den Buchstaben zu sehen.
Der Teilnehmer, der meint, dass seine Karte als erstes kommt, steht auf und nennt seinen Begriff, dann der nächste usw.
Wenn jemand anderer meint, das stimmt nicht, er ist dran, können sie im Webinar ja genauso darüber diskutieren, wie im Präsenz-Seminar.
Dann ist auch ein bisschen action in der Bude, das wird bestimmt lustig. Das werde ich sofort im nächsten Webinar ausprobieren.
Unterschied zu Präsenz-Methoden, Forts.
Was ich eben eigentlich schreiben wollte: Klar sind Methoden online oft anders, aber ich muss eben schauen, was ist die Essenz? Was will ich bezwecken?
In diesem Fall eine Reihenfolge von Abläufen wiederholen (oder auch zur Einführung in ein Thema schauen, was die Teilnehmer schon dazu wissen) bzw. eine Diskussion zwischen den Teilnehmern anregen und die Kinästheten mal erfreuen, indem sie mal aufstehen können.
All das habe ich bei den online-Varianten nun auch ganz oder teilweise erreicht.
Und beim Praxis-Test hat sich dann gezeigt: Ich habe mal wieder zu kompliziert gedacht. Ich muss gar keine Buchstaben über die Karten schreiben und die Teilnehmer sich mühsam die Buchstaben merken.
Sondern statt Buchstaben schreibe ich direkt die Namen der Teilnehmer über jede Karte und die rufen das dann in der richtigen Reihenfolge in den Raum (und können dabei noch aufstehen).