Wir lieben ja alle Geschenke. Und den meisten macht es ja auch Freude, anderen etwas zu schenken.
Dazu stelle ich dir hier eine ganz wunderbare, sehr intensive und kreative Methode vor, die du zum Abschluss eines Seminars einsetzen kannst.
Wenn du auch Seminare gibst, die etwas länger dauern und wo eine Gruppe entstanden ist, dann passt diese Methode sehr gut. Du kannst sie in verschiedenen Varianten durchführen, kürzer oder länger, je nach Zeit und wie es für dich passt.
Alle bekommen zum Abschluss ein Geschenk von allen – und es kann zu Herzen gehen, berühren, witzig sein – da habe ich schon ganz unterschiedliche Varianten erlebt.
Du kannst diese Methode gleichermaßen in Präsenz-Seminaren und Online-Seminaren einsetzen.
(*Diese Methode ist angeregt durch Klaus Vopel)
Verlauf
1. Schritt
In der Präsenz-Variante bereiten die Teilnehmer 7 kleine Zettel vor, im Online-Seminar nimmt jeder einfach ein Blatt Papier.
Du kannst die Teilnehmer mit folgenden Worten an die Übung heranführen:
„Setz dich einen Moment lang bequem hin und schließe die Augen… Es gibt Wörter, die für uns eine ganz besondere Bedeutung haben… Lass einfach einmal Wörter auftauchen, die für dich im Moment besonders wichtig sind und einen schönen Klang haben… Such dir dann ein Wort aus… Wenn du ein Wort ausgewählt hast, machst du die Augen wieder auf und schreibe es auf eins der kleinen Zettel…“
Jeder schreibt dann dieses Wort dann auf einen Zettel. Das Wort schenkt er sich später selbst.
2. Schritt
Präsenz-Variante
Jeder sucht sich nacheinander bis zu sechs andere Teilnehmer, von denen er ein Wort geschenkt haben möchte. Er geht zu dem ersten hin und sagt: „Bitte schenke mir ein Wort.“
Der andere besinnt sich einen Moment und wartet ab, welches Wort in ihm aufsteigt, das er dem anderen schenken möchte. Das kann etwas Positives sein, das er im anderen sieht oder etwas, das er dem anderen wünscht (weil er z.B. weiß, dass er das gerne hätte). Er schreibt dieses Wort dann auf einen Zettel und reicht es dem Fragenden. Dieser liest es, bedankt sich „Danke schön!“ und geht weiter.
Ich habe es in der Variante gelernt, dass nur Substantive aufgeschrieben werden, aber das kannst du natürlich variieren.
Es ist wichtig, dass nicht weiter gesprochen wird, also keine Fragen oder Erklärungen.
Sobald jeder von 6 Teilnehmern ein Wort geschenkt bekommen hat, setzen sich alle wieder hin.
Online-Variante
Bei meinen bisherigen Seminaren, wo ich nicht mehr als 10 Teilnehmer hatte, haben wir alle Teilnehmer einbezogen. Bei größeren Gruppen würde ich auch hier die Anzahl begrenzen.
Jeder notiert sich die Namen der anderen auf sein Blatt und schaut dann nach und nach: welches Wort fällt mir zu dem jeweiligen Menschen ein, ganz spontan.
In den Chat schreiben
Dann schreibe ich den Namen einer Teilnehmerin in den Chat ***Name*** und alle schreiben dann das Wort darunter, das sie dieser Teilnehmerin schenken möchten.
Dann schreibe ich den nächsten Namen und alle wieder die Worte dazu usw., bis dann alle ihre Worte geschenkt bekommen haben.
3. Schritt
Und nun kommt der Moment, wo alle erst einmal entsetzt aufstöhnen.
Die Aufgabe besteht nun darun, aus den geschenkten Wörtern, auch dem eigenen, ein „Gedicht“ zu schreiben, in dem diese Begriffe vorkommen. Es geht nicht darum, dass sich das Gedicht reimt oder bestimmte Jamben vorkommen.
Präsenz-Variante
Die Gedichte können die Teilnehmer anschließend mit bunten Stiften auf einen großen Zeichenblock schreiben und ein Bild dazu malen. Die geschenkten Worte sollten besonders markiert werden.
Zum Abschluss werden alle Produkte an eine Pinwand gehängt zu einer Ausstellung, die sich alle anschauen können. Das ist meist sehr eindrucksvoll und bewegend.
Online-Variante
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.
1. Variante
Die Teilnehmer schreiben ihre Gedichte erst einmal auf ein Blatt Papier und wenn sie fertig sind, schreiben sie ihr Gedicht auf das Whiteboard.
2. Variante
Ich arbeite ja auch immer parallel zu den Live-Online-Seminaren mit einer Plattform, in der wir schriftlich kommunizieren. Da können die Teilnehmer das Gedicht dann auch ins Forum schreiben. Entweder einfach abtippen oder wer mag, es auch vorher schön gestalten und ein Foto davon einstellen.
3. Variante
Die Teilnehmer schreiben ihre Gedichte in den Chat.
4. Variante
Die Teilnehmer lesen ihre Gedichte vor.
Es gab auch Seminare, da habe ich den letzten Teil aus Zeitgründen ganz weggelassen und den Teilnehmern überlassen, ob sie später damit noch ein Gedicht schreiben. Die geschenkten Wörter machen ja auch schon so große Freude.
Trainer-Hinweis
Es ist wichtig, dass die geschenkten Worte eindeutig als positiv wahrgenommen werden. Es kann nämlich auch missverstanden werden in dem Sinne: „Ach, die denkt, das brauche ich!“ im Sinne von Mangel. Was dann eine indirekte Kritik bedeuten würde. „Du bist zu ungeduldig und deshalb schenke ich dir Geduld“.
Daher kann man entweder vorher klären, was man schenken soll. Etwas Positives, was man im anderen sieht spiegeln – oder eben etwas, von dem man sicher ist, dass es den anderen freut. Vielleicht weiß ich, dass jemand gerade eine Wohnung sucht und ich schenke ihm dann eine tolle Wohnung. Oder sie hat erzählt, dass sie gerade stressige Zeiten hat, dann kann ich auch „Entspannung“ oder „Zeit für dich“ schenken.
Wir haben das in Webinaren dann so gemacht, dass wir bei den Worten, wo wir eine positive Eigenschaft oder Stärke vom anderen spiegeln, ein * setzen. Dann sind die Missverständnisse eher ausgeschlossen.
schöne Übung – will ich unbedingt ausprobieren!